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Wie entsteht dampfgebogenes Holz?

Durch das Erhitzen des Holzes unter Dampf wird das Lignin, der «Klebstoff», der im Holz die Fasern zusammenhält, weich. Mit Hilfe von Biegemaschinen und Zugblechen oder, je nach Dimension, auch von Hand kann das Holz um eine Form gepresst werden. Kühlt es ab, erhärtet das Lignin wieder, und das Biegeholz behält seine neue Form. Damit das Holz beim Trocknungsprozess formstabil bleibt, braucht es spezielle Vorrichtungen, regelmässige Kontrolle und vor allem viel Erfahrung.

Unsere Projekte mit dampfgebogenem Holz >

Bugholz hat Tradition

Die Technik des Holzbiegens mittels Dampf und Hitze wird seit Jahrhunderten eingesetzt; zuerst vermutlich im Bootsbau. Zur industriellen Anwendung gelangte die Technik um 1840 durch Michael Thonet. Er verwendete Zugbleche, die ein Strecken des Holzes im Aussenradius verhinderten und somit Brüche vermieden. Thonet entwickelte Formen und Maschinen, um eine hohe Wiederholgenauigkeit zu erreichen.

Durch den Einsatz von dampfgebogenem Holz im Möbelbau gelang es Thonet, an seinen Stühlen weniger Teile einsetzen zu müssen und mit geringeren Querschnitten zu arbeiten. Dadurch senkte er den Holzverlust.

Dampfgebogenes Holz hat den Möbelbau vereinfacht. Die Stühle wurden leichter und waren somit einfacher zu verschiffen. Quasi nebenbei entwickelte Thonet eine völlig neue funktionale Ästhetik, die den Wiener Kaffeehausstuhl zum weltweit bekannten Design-Klassiker machte, der bis heute die Gestalter inspiriert.

Die Stärken von dampfgebogenem Holz

Da der Faserverlauf des Holzes durch das Biegen mit der Form mitläuft, erreichen wir eine höhere Stabilität, eine verbesserte Dauerhaftigkeit und ein schöneres Holzbild. Die bei weitem nicht so attraktive Alternative dazu wäre es, Holzteile zusammenzusetzen und zu verleimen.

Die Vorteile von Bugholz – Flexibilität, Stabilität und das organische Mitlaufen der Fasern – begeistern bis heute. Dampfgebogenes Holz bietet vielseitige Möglichkeiten für Design, Architektur, Innenausbau, städtisches Mobiliar und Holzbau. Unzählige weitere Anwendungen sind denk- und machbar.

Dampfgebogenes Holz macht
Vieles möglich

Die Grenzen der Bugholztechnik sind noch lange nicht erreicht. So ist beispielsweise das Verhältnis von Holzdicke zu Biegeradius (in der Fachliteratur häufig angegeben mit 1:5 oder 1:10) höchstens eine Orientierungshilfe. In unserem Holzbiegewerk gelang es uns, Holzdicken von 50mm mit Innenradius 0mm zu biegen, sprich 90 Grad um die Ecke.

Die Grenzen des Machbaren sind bei Länge und Querschnitt begrenzt durch die Werkstatteinrichtung und das verfügbare Holz in benötigter Qualität. Zurzeit können wir Längen bis zu 4,5m biegen. Bei Holzstärken von mehr als 80mm liegt die grösste Schwierigkeit in der Beschaffung der benötigten Holzqualität.

Mit unseren Pressen sind Breiten bis 300mm gut machbar. Bei Designs, die normale Rahmenbedingungen sprengen, sind wir sehr kreativ in der Lösungsfindung und im Bau von Spezial-Vorrichtungen.

Welche Holzarten eignen
sich zum Dampfbiegen?

Grundsätzlich eignen sich alle heimischen Holzarten zum Biegen. Allerdings ist nicht mit allen Holzarten alles möglich. Jedes Holz hat seine speziellen Eigenschaften, die es zu berücksichtigen gilt. Wir verarbeiten Esche, Buche, Eiche, Ahorn, Robinie, Erle, Kastanie, Walnuss, Schwarznuss, Apfel, Birne, Kirsche, Eisbeere, Pflaume, Pappel, Weide, Lärche, Douglasie, Weisstanne, Fichte, Kiefer und einige andere mehr.

Als Orientierung gilt: Je härter ein Holz und je gleichmässiger seine Dichte, desto besser eignet es sich zum Biegen. Aus dieser Faustregel lässt sich zum Beispiel ableiten, dass Fichte und Kiefer sich mit ihrer geringen, ungleichmässigen Dichte schlecht zum Holzbiegen eignen. Hingegen lässt sich die ebenfalls leichte, aber gleichmässigere Weisstanne bei grösseren Radien gut biegen. Gerade im Holzbau wird zunehmend dampfgebogenes Holz von Weisstanne und Lärche eingesetzt.

Exotische Holzarten können wir grundsätzlich auch dampfbiegen. Jedoch gibt es bei ihnen häufig Probleme mit der Beschaffung von lufttrockenem Holz. Und sie neigen zu Rümpfen, also durch die Komprimierung im Innenradius bedingte Falten. Diese Falten können wir zwar durch entsprechende Nachbearbeitung entfernen, häufig bleibt jedoch eine Veränderung im Faserverlauf sichtbar.

Falls notwendig, machen wir gerne durch Biegeversuche eine Bemusterung mit den gewünschten Radien und Holzarten.

So bearbeiten wir Bugholz

Wenn immer möglich, biegen wir das Holz direkt auf das gewünschte Fertigmass. Bei grossen Radien und kleinen Querschnitten geht dies sehr gut. Oft ist jedoch eine Nachbearbeitung notwendig, sei es um Biegespuren zu entfernen oder Bugholzteile zu profilieren. Für diese manuellen Nachbearbeitungen sind wir sehr gut eingerichtet und haben die entsprechende Erfahrung.

Bei komplexen, dreidimensionalen Formen arbeiten wir mit langjährigen Partnern zusammen, die mit Hilfe von CNC aus unseren Bugholzteilen die fertige Form mit Profilierung herausfräsen.

Nachhaltigkeit von
dampfgebogenem Holz

Nachhaltigkeit von dampfgebogenem Holz

Holz ist gebundener Kohlenstoff (CO2). Die Verwendung von Biegeholz speichert somit der Atmosphäre entnommenes CO2. Je länger Holz im Einsatz bleibt, desto länger ist der Kohlenstoff gespeichert. Holz ersetzt heute zunehmend umweltschädliche Kunststoffe, Beton und Stahl. Man spricht in diesem Zusammenhang von Dekarbonisierung.

Das Ziel einer nachhaltigen Holznutzung sollte nicht nur sein, möglichst viel Holz zu verwenden, sondern auch für möglichst lange Zeiträume zu bauen. In jedes Objekt und Möbel fliesst Energie, bei der Herstellung sowie beim Transport. Indem wir durch Stabilität die Lebensdauer von Produkten verlängern, verbessern wir auch deren Energiebilanz.

Beim Dampfbiegen dämpfen wir das Holz und erhitzen es mit mehr als 100 Grad. Dadurch sterben Pilze und Bakterien ab. Das Bugholz ist somit weniger anfällig für Fäulnis und gleichzeitig dauerhafter.

Möbel im Aussenbereich wie z.B. geschwungene Bänke benötigen dank Bugholz weniger oder keine Verleimungen und haben kaum offene Holzporen, durch die Wasser eindringen kann. Dies wirkt sich positiv auf die Lebensdauer aus. Möbel aus dampfgebogenem Holz sind dank mitlaufenden Holzfasern robuster und damit langlebiger als verleimtes Holz.

Wir legen in der Beratung und Entwicklung viel Wert auf den konstruktiven Holzschutz. Durch die richtige Holzwahl und gezielte Oberflächenbehandlungen erreicht man eine sehr lange Lebensdauer der Endprodukte.

 

 

Das tun wir als Firma
für die Umwelt

Den Grossteil unseres Holzes für die unterschiedlichen Projekte mit dampfgebogenem Holz beziehen wir aus Wäldern im Umkreis von 15km von Felsenau. Wir verarbeiten vorwiegend Schweizer Holz und haben das HSH Label.

Die Energie für das Dämpfen und Trocknen gewinnen wir aus unserer Holzheizung, die wir mit Holzabfällen betreiben. Wir bevorzugen Lieferanten mit kurzen Anfahrtswegen und fördern innovative Bugholz-Designprojekte mit dem Ziel, Möbel und Holzprodukte wieder zunehmend in der Schweiz herstellen zu können.

Dampfgebogenes Holz ist vielfältig einsetzbar

Seit Jahrhunderten bekannt ist der Einsatz von dampfgebogenem Holz im Bootsbau, bei der Herstellung von Weinfässern (Küferei) und beim Kutschen- und Wagenbau (Wagnerei). Durch Thonet fand das Biegeholz um 1850 den Weg in die Möbelindustrie und etablierte sich dort bis heute, vor allem für die Herstellung von Stühlen und Tischen. 

Ebenfalls bekannt ist der Einsatz in Sportgeräten wie z.B. dem Davoser Schlitten. Eine Zeit lang wurden auch Skis aus dampfgebogenem Holz hergestellt. Weitere Anwendungen sind Spazierstöcke, Besenstiele, Garderoben und Kleiderbügel. Für städtisches Mobiliar wie z.B. Rundbänke dürfen wir aufgrund seiner Schönheit und Robustheit zunehmend dampfgebogenes Holz einsetzen.

Im Innenausbau verwenden Architekten und Bauherren Biegeholz für Sockelleisten, geschwungene Theken, Kanten und Abschlüsse aller Art. Bei Rundfenstern und Bullaugen setzen wir dampfgebogenes Holz als Rahmen ein. Im Instrumentenbau sind viele Trommeln und Trommelrahmen aus dampfgebogenem Holz.

Zunehmend an Bedeutung gewinnt zudem der Einsatz von Bugholz im Holzbau, zum Beispiel für Fassaden, Pergolas, Gwätti-Bögen oder diverse Massivholzkonstruktionen.

Bei geschwungenen Treppenhandläufen hilft dampfgebogenes Holz, die Anzahl Stösse zu minimieren. Da man Handläufe sowohl sieht als auch spürt, kommt das Argument der warmen, unterbruchfreien Natürlichkeit hier besonders zum Tragen.

Aktuell biegen wir Holz für Armschmuck. Den Erfindern, Gestaltern, Designern und Architekten gehen die Ideen zum Einsatz dieses schönen Materials zum Glück nie aus. Wir beim Holzbiegewerk WINKLER freuen uns über jede neue Bugholz-Idee und unterstützen von der Planung bis zur Endmontage. Unsere schönste Herausforderung ist es, die Grenzen des Holzbiegens stets zu verschieben und dieses alte Handwerk lebendig zu behalten.

 

 

Referenzen